Bayerischer Inn wird nach 100 Jahren wieder fischdurchgängig
Feierlicher Spatenstich für die neue Fischwanderhilfe beim VERBUND-Innkraftwerk Rosenheim
VERBUND setzt die Arbeiten zur Weiterentwicklung der naturnahen Flusslandschaften am bayerischen Inn kontinuierlich fort und feiert den Spatenstich für den Bau eines 2,2 Kilometer langen Umgehungsgewässers beim Kraftwerke Rosenheim.
Vor mehr als hundert Jahren wurde begonnen, die Aulandschaften am Inn durch den Menschen zu verändern und nutzbar zu machen: Hochwässer wurden durch Verbauten entschärft, Auengebiete wurden für die Landwirtschaft und den Siedlungsbau umgestaltet und genutzt und der für den Aufschwung benötigte Strom wurde vor Ort in Wasserkraftwerken erzeugt. Darunter hat vor allem die Artenvielfalt gelitten.
Im Rahmen der Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie hat VERBUND im Umfeld seiner Wasserkraftwerke am bayerischen Inn ein umfassendes Renaturierungsprogramm aufgesetzt. Mit dem Spatenstich für die Fischwanderhilfe beim Kraftwerk Rosenheim erreicht das ambitionierte Umweltprogramm einen besonderen Höhepunkt: Mit der Fertigstellung im Frühjahr 2027 wird der bayerische Inn wieder für Fische und andere Wasserbewohner zwischen Rosenheim und Stammham komplett passierbar. Zusätzlich werden zwischen-zeitlich getrennte Lebensräume wieder verknüpft und neue Habitate entlang der seit Jahr-zehnten hart verbauten Flussufer geschaffen.
Feierlicher Auftakt
Beim Kraftwerk Rosenheim errichtet VERBUND in den kommenden eineinhalb Jahren ein naturnahes Umgehungsgewässer, dass dank der ökologischen Gestaltung nicht nur die Umgehung ermöglicht, sondern auch neue Laich- und Rückzugsräume für die vielfältigen Fische und Wasserlebewesen am Inn schafft.
Der feierliche Spatenstich für den Bau dieser Fischwanderhilfe fand am 11. Juli 2025 im Beisein hochrangiger regionaler politischer Vertreter:innen gemeinsam mit den Projektpartner:innen und Mitarbeiter:innen statt: „Wasserkraft ist eine Schlüsseltechnologie für die Energietransformation. Mit gezielten ökologischen Maßnahmen, wie etwa Fischwanderhilfen, schaffen wir eine harmonische Balance zwischen erneuerbarer Energiegewinnung und dem Schutz unserer wertvollen Gewässerökosysteme“, erläutert Sabine Kahle-Sander, Regierungsvizepräsidentin von Oberbayern, in ihren Grußworten.
„Anfang des 20. Jahrhunderts wurden mit den Laufkorrekturen des Inns und dem Bau der Staustufen nicht nur die auentypischen Strukturen zerstört, sondern auch die ökologische Durchgängigkeit des Inns wurde unterbrochen“, erklärt Andreas März, Oberbürgermeister von Rosenheim. „Mit dem Spatenstich zur neuen Fischwanderhilfe wird diese Durchgängigkeit in Zukunft wieder gewährleistet. Vielmehr noch: Es wird mit der Revitalisierung der Auen wieder ein naturnahes Gewässer entstehen und so der Lebensraum für die inntypische Fauna und Flora wieder hergestellt.“
Otto Lederer, Landrat im Landkreis Rosenheim: „Mir ist eine konstruktive und lösungsorientierte Zusammenarbeit zwischen Kraftwerksbetreibern und Fischereiwirtschaft sehr wichtig. Die neue Fischwanderhilfe ist hier ein weiterer Meilenstein für die ökologische Entwicklung der Region und schafft wertvolle Habitate für die gesamte Tier- und Pflanzenwelt entlang des Inns. Für die zukunftsweisende Verbindung zwischen nachhaltiger Energiegewinnung und aktivem Naturschutz möchte ich mich bei VERBUND und allen anderen Beteiligten ausdrücklich bedanken."
Der Inn wird nach 100 Jahren wieder barrierefrei für die Fische
Herzstück dieses Ökoprojekts ist die Errichtung eines rund 2,2 Kilometer langen, naturnah gestalteten Umgehungsgewässers auf der linken Uferseite des Inns. Dank einem mäandrierenden Verlauf mit unterschiedlichen Fließgeschwindigkeiten und Wassertiefen sollen alle Fischarten und Wasserbewohner die Möglichkeit erhalten, das Kraftwerk zu umschwimmen und dabei einen Höhenunterschied von 8,3 Metern zu überwinden. Mit dem Einbau von Kiesbetten, Schotterbänken und Rauhhölzern entsteht ein attraktiver Lebensraum mit neuen Unterschlupfmöglichkeiten und Laichplätzen.
„Mit der Fertigstellung dieser Fischwanderhilfe wird der bayerische Inn ab 2027 erstmals seit der Errichtung der Kraftwerke vor über 100 Jahren wieder für Fische und die Wasserlebewesen durchgängig sein. Die übrigen Kraftwerke sind es schon und heute starten wir hier beim Kraftwerk Rosenheim die vorbereitenden Maßnahmen“, so Karl Heinz Gruber, Geschäftsführer der VERBUND Innkraftwerke „In die Planungen dieser neuesten Anlage sind alle unsere Erfahrungen von mehr als 70 Fischwanderhilfen eingeflossen, die wir in den vergangene zwei Jahrzehnten gebaut haben. In den kommenden eineinhalb Jahren entsteht hier ein naturnahes Umgehungsgewässer mit einer der Jahreszeit angepassten Dotierung, das allen ökologischen Anforderungen bestmöglich entspricht.“
Neuer Lebensraum für Fische, Vögel und Reptilien
Der naturschutzfachliche Wert der ökologischen Maßnahmen am Kraftwerk Rosenheim geht deutlich über die reine Durchgängigkeit des Inns hinaus. Im gesamten Bereich des Umgehungsgerinnes und der begleitenden Auenfläche entsteht ein wertvoller Lebensraum für auen-typische Pflanzen sowie Habitate für Fische, Wasserbewohner wie auch für wassergebundene Vogelarten und Reptilien.
Millionen-Investitionen in Ökologisierungsmaßnahmen
„Bis 2027 investiert VERBUND entlang der Wasserkraftwerke in Bayern und Österreich rund 400 Mio. Euro für Renaturierungsmaßnahmen, Fischwanderhilfen und Verbesserungen von Lebensräumen. Davon ist die Hälfte bereits umgesetzt und 75 % aller relevanten Kraftwerke sind damit barrierefrei passierbar“, erläutert Michael Amerer, Geschäftsführer der VERBUND Innkraftwerke. „Bei unseren 22 Laufkraftwerken in Bayern und an der Grenze Bayern und Österreich haben wir 100 Mio. Euro für Ökomaßnahmen geplant und ein Drittel bereits ausgegeben. In Summe zeigt sich der Erfolg darin, dass rund ein Drittel der Anlageflächen nach dem Bau der Kraftwerke im Laufe der Zeit unter Naturschutz gestellt wurden.“
Fischwanderhilfen funktionieren!
Modernes Fischmonitoring belegt anhand wissenschaftlicher Datenaufnahme, dass Fischwanderhilfen und Umgehungsgewässer von den Fischen angenommen werden. Dabei wer-den die passierenden Fische erfasst und in eine Datenbank eingetragen. So entstehen am Ende genaue Daten über die Anzahl und Arten der Fische und die Wanderbewegungen. Am VERBUND-Innkraftwerk Ering-Frauenstein beispielsweise wurde bereits im ersten Jahr nach der Inbetriebnahme im Jahr 2019 in Summe rund 40.000 Fische registriert, die das Kraftwerk umwandert haben. Sie gehörten 36 verschiedenen Fischarten an. Der größte Fisch war ein Wels mit 1,2 m Körperlänge.
Daten und Fakten Fischwanderhilfe Rosenheim
- Länge: 2.215 m, Breite: 8,6 bis ca. 34 m (im Bereich lokaler Inselstrukturen)
- Wassertiefe: zwischen mindestens 0,4 m und ca. 1,2 m
- Höhenunterschied: 8,3 mDurchfluss: variable Dotationsmenge in Anlehnung an natürli-che, dynamische Abflüsse eines Auenbaches: Basisdotation grundsätzlich 1,5 m³/s, vari-able Zusatzdotation bis insg. max. 4,0 m³/s.
- Zudem Möglichkeit für temporäre Spüldotation (Freispülen von Laichplätzen, Förderung von Sedimentumlagerung von insg. max. 6,0 m³/s)
- Gestaltungselemente: Kiesschnellen, Rauhbäume, Wurzelstöcke, Schotterbänke für Fi-sche und Vögel, Flachwasserzonen, Eiablageplätze und Steinhaufen für Reptilien etc.
